Die unverkennbare Affinität dieses Werkes zu George Enescus Rumänischen Rhapsodien mag manchen Kenner der südosteuropäischen Kultur an die Epigonen sämtlicher großer Meister aller Zeiten erinnern. Dass Franz Watz kein Epigone Enescus ist, kann man schon an dem gemeinsame Ursprung der beiderseits verwendeten Melodien erkennen: sie wurden dem rumänischen Volksmusikschatz entnommen.
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Ein erster entscheidender Unterschied zwischen den Werken beider Komponisten ist die Bearbeitung des vorhandenen Materials. Wenn man von der Verwendung unterschiedlicher Ensembles absieht - Enescu wählte das große romantische Symphonieorchester, Watz das aktuelle große Blasorchester-, muss man deutliche Unterschiede in der Wahl ihrer Sprache feststellen: trotz des Bestrebens beider Komponisten, rumänische Volksmusik salonfähig, sprich den Westeuropäern schmackhaft zu machen, tut dies jeder auf eine andere Art. Enescu in der Tradition der romantischen Nationalschulen bleibend, lehnt sich stark an das französische Kulturgut an. Watz hingegen - wie könnte es auch anders sein - versucht sein Werk dem deutschen Sprachraum näher zu bringen. Er macht viele harmonische Kompromisse (vielleicht zu viele?!) um die Herbheit der verwandten Melodien dem deutschen Blasmusikchor zugänglich zu machen.
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Trotz dieser Bemühungen bleiben dem ungeübten Ohr einige satztechnische Irrationen nicht erspart; es sind dies Klanggebiilde, die einzig und allein der Ausdrucksverdeutlichung dienen und nicht irgendwelchen Pseudo-Analysen unterworfen werden wollen.
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Die Rumänische Fantasie von Franz Watz sollte nach Möglichkeit von Höchststufen- oder zumindest von sehr guten Oberstufenorchestern bei Konzerten aufgeführt werden, denn für Zelt- bzw. reine Unterhaltungsmusik ist dieses Werk zu schade.
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Die häufig wiederkehrenden Vortragsbezeichnungen "rubato", "ritardando", "accelerando" und ähnliche, sowie die Fülle der unterschiedlichen Dynamikangaben zeigen, dass das vorliegende Werk einen Dirigenten verlangt, der sich die Zeit nimmt, die Partitur zu Hause durchzustudieren und der in der Lage ist, sein Orchester zu einer freien, rhapsodischen Spielweise zu inspirieren. Bloßes Taktschlagen kann dem Wesen der Rumänischen Fantasie nie gerecht werden.
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Adam Kalbfuß
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