Gergely Vajda (*1973) ist einer der begabtesten ungarischen Komponisten mittleren Alters. Er ist ein ausgesprochen vielseitiger Musiker: er ist zugleich Klarinettist, Dirigent und Komponist.
Seine siebensätzige, 30 minütige Komposition Alice Études schrieb er 2016 für das kalifornische Farallon Quintett. Die einzelnen Sätze wurden von Lewis Carrolls Büchern Alice im Wunderland und Alice hinter den Spiegeln inspiriert. Vajda beschäftigten insbesondere die zeitbezogenen Aspekte dieser Märchenromane: beispielsweise, wenn jemand den Ablauf der Zeit bei einem schnellen Absturz als langsam empfindet oder rückwärts in der Zeit lebt und sich an die Zukunft erinnert. Daneben inspirierten ihn solche spielerischen Elemente, wie die Platzwechsel-Kombinatorik am runden Tisch.
Jeder der Sätze verwendet ein, zwei, höchstens drei musikalische Gedanken: das macht das Werk zu einer Sammlung etüdenhafter Stücke. Drei Sätze wurden zeitgenössisch-klassischen Komponisten gewidmet, deren Lebenswerk ebenfalls stark von Carrolls Büchern beeinflusst worden war: György Ligeti, David del Tredici und Unsuk Chin.